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Mudar Mannah - Happy Cheeze

​Die Glücksküche "Happy Cheeze"

​​Dr. Mudar Mannah (41) lebt nach einem bewegten Leben mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter in Cuxhaven. Er hat als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie gearbeitet, bevor er seine Festanstellung aufgegeben hat, um sich voll und ganz auf „Happy Cheeze“ zu konzentrieren und rohe und vegane Köstlichkeiten auf den Markt zu bringen.

Von welchem Beruf haben Sie als Jugendlicher geträumt?

Eigentlich wollte ich Koch werden … und Abenteurer. Aber dann bin ich Arzt geworden.

Weshalb sind Sie nicht Ihrem Traum gefolgt?

In einer Arztfamilie geboren lag es zunächst einmal nahe, Medizin zu studieren, auch wenn es nicht 100% das war, was ich machen wollte. Ich habe angefangen und es dann durchgezogen. Damit war ich in der Mühle drin mit allem, was dazu gehört: Physikum, Staatsexamina, Doktorarbeit. Nachdem ich das alles auf mich genommen hatte, fing ich 2004 an als Arzt zu arbeiten. Darauf folgte der Facharzt und die Mühle ging immer weiter. .Ich war in dem Acht-Stunden Tag gefangen und hatte kaum noch Zeit, über ein anderes Leben nachzudenken. 2007 habe ich dann von einem Tag auf den anderen gekündigt. Das hat kaum jemand verstanden, am wenigsten mein Chef. Da kam der Traum vom Abenteurer wieder durch. Ich habe alles verkauft und bin aufgebrochen. Eigentlich wollte ich in Australien arbeiten. Aber ich habe es nur bis Myanmar geschafft (lacht), wo ich meine Frau nicht nur kennen, sondern lieben gelernt habe. Das war 2008. Kurze Zeit später kam unsere Tochter auf die Welt und Berlin schien für uns ein guter Ort zu sein, um unsere Familie zu gründen (was übrigens ein eigenes kleines Startup für sich war). Eine Zeitlang haben wir von Elterngeld und Ersparnissen gelebt. Dann fanden wir beide Arbeit in Teilzeit, was uns wiederum Zeit für die Familie und für Ideen zur Selbständigkeit gab. Der definitive Startschuss fiel jedoch mit einer 3-monatigen Reise nach Asien und Australien kurz nach der Geburt unseres zweiten Kindes im Jahr 2010. Gemeinsam mit einem Partner in Kenia wollten wir Spirulina, das ist ein Nahrungsergänzungsmittel aus Blaualgen, in Großpackungen verkaufen und ein soziales Projekt in Afrika auf die Beine stellen. Die Startfinanzierung sicherte der Gründerzuschuss ab. Doch dann sprang unser kenianischer Partner ab und wir legten das Projekt auf Eis. Parallel dazu stellte ich selbst meine Ernährung um und entwickelte meine vegane Käsealternative aus Cashewkernen. Freunde und Bekannte waren davon so begeistert, dass ich daraus eine Geschäftsidee machte. Doch so schnell ging es leider nicht, so dass ich wieder als Arzt arbeitete – diesmal aufgrund eines guten Angebots einer Cuxhavener Klinik so dass ich Happy Cheeze nur langsam aufbauen konnte. Und weil es an der Nordsee so schön ist, sind wir nun immer noch in Cuxhaven.

Weshalb waren Sie mit dem Arztberuf nicht richtig glücklich?

Ich war zunehmend unzufrieden mit dem System, in dem ich arbeitete. Mir war eine Stelle als Oberarzt versprochen worden, die ich nicht bekam, weil alle wussten, dass ich nicht ausschließlich als Arzt arbeiten wollte, sondern nebenher noch andere Projekte verfolgte. Ich hätte mir eine Teilzeitstelle gewünscht, um Zeit für die Familie und eigene Projekte wie Happy Cheeze zu haben. Doch das Krankenhaus-System hat das ebenso wenig zugelassen wie die Kollegen, die sich dagegen wehrten. Mit dem Argument: „Warum du und nicht wir?“ anstelle von gegenseitiger Unterstützung gab es Eifersüchteleien. Deshalb habe ich gekündigt und mir ein Jahr Zeit gegeben, um meinen veganen „Käse“ auf den Markt zu bringen. Das Jahr ist um. Es läuft zwar noch nicht 100%ig, aber ich habe den Umsatz innerhalb eines Jahres verzehnfacht und Gewinn gemacht.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Happy Cheeze zu gründen?

Ich liebe das Essen dieser Welt. Da ich viel herum gekommen bin, habe ich immer neue Gerichte, Lebensmittel und Zubereitungsformen kennengelernt. Parallel dazu begann ich meine Ernährung umzustellen. Vegetarier bin ich schon seit meinem fünfzehnten Lebensjahr. Schritt für Schritt begann ich alle tierischen Produkte wegzulassen, einfach weil es mir besser bekommt. Auf der Suche nach einem Ersatz für Käse, bin ich über ein spannendes Rezept für eine Käsealternative aus Cashewkernen gestolpert, das ich über die Jahre hinweg verfeinert und veredelt habe. So entstand „Happy Cheeze“. Es war auch der enorme Zuspruch, der mich ermutigt hat, 2013 meinen Beruf als Arzt zu kündigen und mich ganz auf das Abenteuer „Happy Cheeze“ einzulassen.

Welche Voraussetzungen haben Sie dafür mitgebracht?

Geduld, die Liebe zum Detail und einen guten Sinn für die Kombination von Aromen.

Welche neuen Kenntnisse mussten Sie sich noch aneignen?

Das Meiste: Produktionsabläufe, Kenntnisse in der Lebensmittelherstellung, Buchhaltung, Marketing und Vertrieb.

Was ist das Besondere an den Produkten und Dienstleistungen, die Sie anbieten?

Happy Cheeze ist in Deutschland bisher (noch) einzigartig. Diese Käsealternative ist nicht nur gesund und schmackhaft (auch für Omnivore), sondern „schließt auch das Glück aller Lebewesen mit ein“, wie wir gerne sagen. Denn vielleicht schafft mein Produkt auch etwas Bewusstsein dafür, dass Käse nicht immer von Tieren stammen muss, die ihre Milch wohl eher selten lieber Maschinen als ihren Kälbern überlassen. Das ist mir wichtig: Als Arzt und Mensch Gutes in die Welt hinein zu geben, ohne andere dabei zu verletzen. Einer meiner Kunden sagte: „Happy-Cheeze ist mit Abstand der beste vegane Käse! Dagegen schmecken andere vegane Käse-Alternativen echt nur wie Plastik. Habe heute den ‚Macadamia wie Ziegenkäse‘ gekostet. Unfassbar gut!“

Welche Nische besetzen Sie?

Vegane Lebensmittel, insbesondere gesunde natürliche Käsealternativen ohne Chemie wie Cashew-„Käse“, gesunde Knabbereien aus Wirsing und Grünkohl oder auch Rohkost-Cräcker. Also: Happy Cheeze, Happy Chips und Happy Cracker.

Was waren für Sie am Anfang die größten Hürden?

Den Mut zu finden, aus den bestehenden Konventionen auszubrechen. Hier half es mir damals, in Berlin gewohnt zu haben. Ich war öfter im Labor für Entrepreneurship von Professor Faltin. Dort stellen Gründer ihre Ideen und Projekte vor. Das hat mir Mut gemacht und mich inspiriert, weiter zu machen. Weitere Hürden waren die Qualitätssicherung meiner Produkte.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell?

Im Augenblick beschäftigt mich die Skalierung der Produktion für größere Mengen ohne Qualitätsverlust. Die Nachfrage ist so groß, dass ich als Einzelner mit der Produktion nicht mehr nachkomme. Ich möchte mich mit meiner „Glücksküche“ vergrößern – also eine komplett neue Produktionsstätte aufbauen. Nachdem ich die Anfangsinvestitionen aus eigener Kraft gestemmt habe, suche ich nun nach Investoren.

Wie akquirieren Sie Ihre Kunden?

Für aktives Marketing habe ich bisher noch kein Geld ausgegeben. Meine Kunden erfahren vor allem über Mund-zu-Mund Propaganda von meinen Produkten. Facebook ist auch ein wichtiges Medium geworden. Die Filmbeiträge im NDR haben einiges bewirkt, u.a. die Nachfrage so angekurbelt, dass ich kaum noch hinterherkomme.

Welche drei Tipps geben Sie Gründern aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen?

  1. Steh hinter dem, was du tust, ohne andere missionieren zu wollen und ohne dir selbst im Weg zu stehen.
  2. Bewahre deine Gelassenheit, auch bei Misserfolgen. Meist bringen gerade diese dich weiter.
  3. Verliere dich nicht in Deinen Projekten. Schaffe Ausgleich, behalte die Balance und wage zur Not rechtzeitig den Absprung.

Wie definieren Sie für sich Erfolg?

Glücksgefühl pro Augenblick + Gleichmut = Wissen um Vergänglichkeit.

Verraten Sie drei Geheimnisse, die zu Ihrem Erfolg beitragen.

  1. Nicht zu verletzen.
  2. Nicht zu stehlen.
  3. Nicht zu lügen.

Was ist Ihr nächstes Ziel für Ihr Unternehmen?

Weltherrschaft veganer Käse ;-). Spaß beiseite… Ich würde gerne mit meiner „Glücksküche“ die Produktion vergrößern und nachhaltig Gewinne erzielen.

Wie sieht für Sie eine 100%ig erfüllende Arbeit aus?

Das ist eine Arbeit, bei der ich Selbstverantwortung trage, Freiräume für Kreativität habe und in Kontakt mit authentischen Menschen bin

Was fehlt Ihnen noch, um diesen Zustand zu erreichen?

Gelassenheit und Balance.

Was sind für Sie die schönen Seiten der Selbständigkeit?

Als Angestellter konnte ich nicht kreativ sein. Als Selbständiger bin ich mein eigener Herr und weiß, wofür ich das alles mache. Anfangs habe ich viel Zeit damit vertan, Ängste zu haben. Heute habe ich mehr Vertrauen, dass sich die Dinge fügen. Als mein Arbeitslosengeld ausgegangen ist, habe ich einen Teilzeitjob in Hamburg bekommen. Jetzt arbeite ich zwei Tage in der Woche als Arzt, womit ich die nötige finanzielle Sicherheit habe, um das Unternehmen weiter auszubauen. Der Chefarzt lebt selbst vegan und unterstützt mich durch die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten. Ich habe gelernt, dass es am besten ist, wenn man keinen Druck ausübt, sondern darauf vertraut, dass sich die Dinge ergeben. Meine Vision ist eine Vier-Stunden-Woche und ich hoffe, dass ich das irgendwann umsetzen werde.

Gibt es ein Buch, das Sie Gründern empfehlen können?

Viele: Ihr Buch Werde, was du kannst! Wie man ein ungewöhnlicher Unternehmer wird zum Beispiel, Kopf schlägt Kapital von Günter Faltin, den Klassiker von Tim Ferris 4-Stunden Woche, Lean Startup von Eric Ries, Der blaue Ozean von W. Chan Kim oder auch Business Modell Canvas von Alexander Osterwalder

Welche Frage habe ich nicht gestellt, die Ihnen wichtig ist?

Es ist nicht immer einfach, seinen „Herzensweg“ zu gehen. Häufig stehen einem eigene Zweifel im Weg, dazu kommt die Skepsis der Umwelt, häufig sogar naher Freunde oder der Familie. Das auszuhalten und trotzdem seinen Weg zu gehen, erfordert Mut. Deshalb sage ich aus eigener Erfahrung: Wage es, quer zu denken, immer wieder neue Perspektiven einzunehmen und dich manchmal auch rückwärts zu bewegen. Vor allem aber: Glaube an dich, dann wird alles, was du machst, für dich hilfreich sein.

www.happy-cheeze.com

Foto: Mudar Mannah – Happy Cheeze

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Dr. Kerstin Gernig hat 4,87 von 5 Sternen 756 Bewertungen auf ProvenExpert.com